Milva wurde am 17. Juli 1939 in Goro geboren, einem kleinen Fischerdorf in Venetien, dort, wo der Po in die Adria mündet. Getauft ist sie allerdings auf den Namen Maria Ilvia Biolcati, da es den Namen ‚Milva‘ bis dahin nicht gab. Als der Vater, ein Fischhändler, durch einen Unfall seine Arbeit verliert, muß die junge Milva für den Familienunterhalt aufkommen. Das tut sie mit ihrer außergewöhnlichen Stimme, indem sie durch Kneipen und Bars tingelt und die damals gängigen Lieder singt. 1961 gelingt ihr der Durchbruch bei einem Gesangswettbewerb des Radiosenders RAI: sie wird Erste unter 7600 Mitbewerbern, erhält eine Ausbildung und nimmt das erste Mal am berühmten Festival di Sanremo teilt, wo sie den zweiten Platz belegt. An diesem Festival wird sie auch in den folgenden Jahren oft erfolgreich teilnehmen – zuletzt erreichte sie 2007 mit „The show must go on“ das Finale. 1971 gewinnt sie mit dem Lied „La Filanda“ die Goldene Gondel, die Single wird die meist verkaufte Platte des Jahres.
Schon früh zeichnet sich ab, was ein Charakterzug der Künstlerin Milva werden wird: sie gibt sich nie zufrieden mit dem, was sie erreicht hat, sondern erobert sich mit einer bis heute währenden Neugier immer wieder unbekanntes künstlerisches Terrain: so erscheint schon 1965 – ungewöhnlich für eine Schlagersängerin - ein Album mit Protestliedern „Canti della liberta“. Mit diesem Album wird Theater-Magier Giogio Strehler auf sie aufmerksam und beginnt, mit ihr das zu arbeiten, was bis heute als eines der Markenzeichen von Milva gilt: die Interpretation von Brecht-Liedern. Damit gelingt „La pantera di Goro“, wie sie in Italien genannt wird, 1975 auch in Deutschland der Durchbruch und die deutsche Schallplattenindustrie wird aufmerksam auf die Sängerin. Ihre in Deutschland veröffentlichten Alben wie „Von Tag zu Tag“(1978), „Was ich denke“ (1979) oder „Ich hab’keine Angst“ (1980) erreichen allesamt Gold- oder Platin-Status und bescheren Milva den größten kommerziellen Erfolg ihrer Karriere. Es spricht für die Vielseitigkeit der Künstlerin, daß sie einige dieser Alben auch auf Französisch und Italienisch einsingt.
In den 80ern kennt Milvas künstlerische Schaffenskraft keine Grenzen. Wohl kaum eine Sängerin erfüllt erfolgreich so viele verschiedene Genres wie Milva: 1982 debütiert sie an der Mailänder Scala in „La vera storia“ von Luciano Berio – in der für sie geschriebenen Rolle der singenden Erzählerin, „Canatstorie“ wird sie in der Folge auch in der Londoner Royal Albert Hall, der Santory Hall in Tokio oder 2002 an der Hamburgischen Staatsoper gastieren. 1984 trifft sie auf den Meister des argentinischen Tango Nuevo Astor Piazolla im Pariser Bouffes du Nord – das daraus resultierende ‚live‘-Album gilt als einer ihrer besten – Piazolla widmet ihr später seine Oper „Maria de Buenos Aires“ – Tango gehört bis heute zum wichtigen Repertoire für Milva. Ihre populären Alben dieser Zeit werden dagegen rockiger und poppiger – in Italien schreibt Franco Battiato für Milva den Hit „Alexanderplatz“, in Deutschland sind jetzt Peter Maffay, Heinz-Rudolf Kunze oder Udo Lindenberg ihre Autoren.
In den 90ern entfernt sich Milva langsam mehr und mehr vom kommerziellen Musikmarkt, um sich auf besondere Projekte zu konzentrieren wie „Mia bella Napoli“ – eine CD mit den großen neapolitanischen Volksliedern. In Griechenland erhält sie für ein Album mit Liedern von Thanos Mikroutsikos Gold – nach Theodorakis und Vangelis ist es zum dritten Mal ein griechischer Komponist, der Milva vergoldeten Erfolg bringt.
Trotz einiger Filmauftritte bleibt das Theater Milvas große Leidenschaft. 1991 spielt sie die Titelrolle in Wedekinds „Lulu“ an mehreren italienischen Theatern, 2002 wird ihr die Rolle des Kapitän Hook in der Oper „Peter Uncino“ (nach „Peter Pan“) auf den Leib gschrieben, 2007 singt sie zehn neue Lieder in der „Fabula in Musica“ ‚La Variante di Lüneburg‘, 2009 spielt sie – in deutscher Sprache – Claire Zachanassian in Dürrentmatts „Der Besuch der Alten Dame“ beim Festival in Reichenau bei Wien.
2010 muß Milva aus gesundheitlichen Gründen ihren Bühnenabschied bekanntgeben, will aber noch weiter für Studio-Projekte zur Verfügung stehen und veröffentlicht im gleichen Jahr das Album „Non conosco nessun Patricio“ ihr drittes Album mit Liedern von Franco Battiato – 2011 ist sie noch einmal im gleichen Mailänder Studio Metropolis, um nach zehn Jahren Pause noch einmal an zwei Liedern in deutscher Sprache zu arbeiten: „Wie die Möwe Jonathan“ und „Der Mensch, der Dich liebt“ von Sascha Merlin und Kersten Kenan. Die 2012 bei Rubin erscheinende Single wird Milvas letzte deutschsprachige Neuerscheinung, ihre derzeit letzte Studio-Aufnahme überhaupt. WDR4 schreibt an Milva: „Ihre beste deutschsprachige Einspielung der letzten 15 Jahre“. Sie präsentiert ihre Single bei Andy Borg im „Musikantenstadl“ – ihr derzeit letzter internationaler Fernsehauftritt.
Angesichts so großer künstlerischer Vielseitigkeit ist Milvas Privatleben von der Suche nach Ruhe gekennzeichnet – zehn Jahre war sie mit dem Fernsehregisseur Maurizio Corgnati verheiratet – die zweite lange Beziehung ihres Leben bestand 15 Jahre zu dem Philosophie Dozenten Massimo Gallerani. Aus ihrer Ehe hat Milva eine Tochter, Martina, die als Kunstkritikerin arbeitet und in enger Beziehung zu ihrer berühmten Mutter steht.
Milva gilt als Star in Italien, Griechenland, Frankreich, Spanien, Deutschland, Japan und Südamerika. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht – darunter das Deutsche Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Milva verstarb am 23. April 2021 im Alter von 81 Jahren in Mailand.
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